Der erste Sonntag nach Weihnachten, heuer der 28. Dezember 2025, ist seit 1969 das Fest der Heiligen Familie. "Ich möchte heute zuerst einmal einen Blick auf eine Gestalt in unserer Krippe werfen: Auf den Heiligen Josef. Ein Mann, der offensichtlich sehr ruhig war, kaum gesprochen hat und von dem kein einziges gesprochenes Wort im NT überliefert ist", begann der Altsimmeringer Pfarrer seine Predigt.
Am Beginn der Geschichte in der Bibel, die uns von Josef erzählen, stehen Träume. Josef habe Träume im Bezug auf seine Familie. "Jeder, der eine Familie gründet, hat am Beginn Träume, wie er dies verwirklichen kann, wie das Abenteuer Familie gut gelingen kann", so Pfarrer Maresch. Es seien Träume, was aus den Kindern werden soll, auch der Traum von vollkommender Harmonie zwischen den Ehepartnern, "oft sehr überzogene Träume, die von der Realität schnell eingeholt werden"; weiß der Pfarrer aus vielen Gesprächen.

In einem der Träume des Josef werde berichtet, dass er von der Flucht träumt. "Eigentlich ist das ein Albtraum. Am Beginn seiner Familiengründung seht die Flucht - die Heilige Familie als Flüchtlingsfamilie. Das erinnert mich aber auch, dass es das auch heute noch gibt: Familien müssen aus ihrer Heimat aufbrechen, weil sie dort verfolgt werden. Unzählige Familien sind heute auf der Flucht, das sollten wir an diesem Festtag nicht vergessen", so Pfarrer Maresch.
Und er wird auch politisch in seiner Predigt, denn er denke auch an die vielen Familien in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo Familien zerrissen werden, Eltern abschoben werden, weil sie keine Staatbürgerschaft haben, die Kinder mit Staatbürgerschaft alleine oder bei Verwandten zurückgelassen werden müssen. Das sei das Ergebnis einer unmenschlichen Politik der derzeitigen Regierung der USA: zerrissene Familien. Und er stellt die Frage: "Was würde wohl heute mit der Heiligen Familie in den Vereinigten Staaten geschehen oder auch in Europa?" Pfarrer Maresch erinnerte die Altsimmeringer Pfarrgemeinde an eine Predigt von Diakon Franz Schramml in der Rorate im Advent: Viele Familien sind auf der Flucht vorKrieg und Gewalt. Unser Diakon Franzi hat bei der letzten Rorate davon gepredigt, dass es derzeit 56 kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Aber namentlich fallen uns dabei sofort immer nur zwei davon ein: der Krieg in der Ukraine und der Krieg im Gazastreifen. Bleiben noch 54, über die wir nur wenig hören und wissen. Wenn wir all die Nachrichten darüber hören und Bilder davon sehen, vergessen wir nie, dass auch die Heilige Familie eine Flüchtlingsfamilie war.
In der biblischen Geschichte begegne Josef in seinen Träumen nicht seinen eigenen fixten Ideen und egoistischen Wünschen. "Seine Träume stehen immer im Zusammenhang des achtsamen Hörens auf Gottes Stimme", betont der Altsimmeringer Pfarrer. Und bleibt kritisch, denn manch christliche Kreise sprechen sehr schnell von Gottes Plan für uns. "Aber was ist der Plan Gottes? Das ist eine entscheidende Frage. Jesus nennt es im Johannesevangelium 'Leben in Fülle'. Ja, das will Gott für jeden für uns für jede Familie. Gott will unsere Familien zu größerer Lebendigkeit, zu einem Leben in Fülle führen. Dazu braucht es eine sensible Achtsamkeit, so wie Josef sie hatte", betont Pfarrer Maresch.
Und der Pfarrer gibt seinen Gemeindemitgliedern einige Fragen zum Nachdenken mit:
- Was dient dem Leben?
- Was lässt Kinder und Erwachsene ihre Lebendigkeit entdecken?
- Was hilf ihnen ihre Begabungen zu entfalten?
- Was hilft sich von unrealistischen und überfordernden Idealen und Traumvorstellungen zu lösen und stattdessen den eigenen Weg zu gehen, um der einmalige Mensch zu sein als der uns Gott geschafften hat?
"Vielleicht kann das heutige Fest der Heiligen Familie, vielleicht kann dieses Evangelium vom träumenden Josef für uns alle ein guter Anstoß sein, über all diese Fragen einmal ernsthaft nachzudenken und zu überlegen, wie wir das zumindest ansatzweisen in unseren eigenen Familien verwirklichen können", so Pfarrer Christian Maresch.







